Drei Tage offline und doch verbunden
Tarp Camp am Fluss mit unseren Kindern
An Auffahrt beschlossen wir, mit unseren Kindern raus in die Natur zu gehen. Das Wetter hier im Tessin versprach zur Abwechslung trocken zu sein. Das Ziel war: Leben am Fluss für drei Tage und zwei Nächte, von Freitag bis Sonntag also. Wie immer versuchten wir, möglichst wenig einzupacken und doch gut gewappnet zu sein. Meine Kinder freuten sich darauf, unter dem Tarp schlafen zu können. Der Menüplan beinhaltete Risotto, Pizza im Steinofen und einmal Grill. Als Frühstück einmal Porridge und für den Abschlussmorgen Pancakes.
Trotz dem gesteckten Ziel wenig einzupacken, hatten wir viel zu schleppen. So waren wir dann froh, unseren Ort bald gefunden zu haben. Neben einem kleinen «Wäldli« fanden wir zwischen den Steinen kleine Sandbänke, welche uns Raum für den Gemeinschaftsplatz mit Küche und das Schlafzimmer boten.
Die Kinder wollten zwar zuerst unbedingt im Wäldli schlafen, vielleicht weil sie sich dort sicherer fühlten, doch als das Tarp gespannt und die Mätteli und Schlafsäcke ausgebreitet waren, fühlten sie sich sofort zuhause. Auch bei unserem kleinen Ausflug Flussaufwärts am nächsten Tag sprachen sie vom Camp als «unser Zuhause».
Den Fluss den ich zu Beginn als laut empfunden habe, gehörte bald zur selbstverständlichen Geräuschkulisse. Neben den vielen Steinen, die uns für unseren Pizzaofen zur Verfügung standen, fanden wir auch viel Schwemmholz für unser Feuer. Selbstverständlich wurde der Fluss auch zum Badezimmer. Ich liebe es, unter offenem Himmel Zähne zu putzen, in die Sterne zu schauen und die etwas kühlere Abendluft im Gesicht zu spüren. Der Fluss wird auch zur Abwaschecke und am zweiten Tag spüre ich, wie es meinem Körper gut tut, vermehrt in der Hocke zu arbeiten. Ob es beim Kochen oder Abwaschen ist, draussen bewegen wir uns viel abwechslungsreicher als zuhause.
Hier gibt es auch keinen Handyempfang, und schon bald habe ich mein Telefon vergessen. Meine Gedanken fangen sich an zu entspannen, alle Termine, Projekte und sozialen Kontakte verblassen. Meine Aufmerksamkeit ist im Hier und Jetzt. Hat es Feuerholz? Trinkwasser? Ist das Schlafzimmer gut gespannt? Geht es allen gut?
Was mich beschäftigt sind die Basics für unser Leben. Essen, Trinken, Schlafen und die Beziehung zu meinen Nächsten. Jede Tätigkeit braucht mehr Zeit und mehr Bewusstheit im Körper. Es braucht mehr Geduld, Geschick und Fokus. Dies lässt mich im Moment leben und zufrieden sein.
Trotz aller Schönheit und Entspanntheit die wir erfahren durften, gab es doch auch Herausforderungen. Der Platz, den wir für unser Camp ausgesucht hatten, gehört gewissermassen zum Einzugsgebiet eines sehr eroberungsstarken Ameisenstammes. Die schwarzen mittelgrossen Ameisen waren zwar nicht aggressiv, doch krabbelten sie überall hoch, in alles hinein und dies mit hohem Tempo. Es schien, dass alles, was sich in ihrem Territorium als neu zeigte, inspiziert wurde. Zwischendurch, wenn sie sich in einem T-Shirt verhedderten, spürten wir dann doch auch die Kraft ihrer Beisszangen. Für die Kinder und uns blieb die einzige Lösung: in Bewegung bleiben oder Schuhe tragen, Hosen in die Socken stopfen und vor allem: gelassen bleiben.
Mit der Zeit fanden wir heraus, dass in der Nähe des Wassers der Ansturm kleiner war. Am zweiten Tag schien es uns dann auch, dass sie sich in der Nähe des Wäldchens etwas ruhiger verhielten. Hatten Sie sich an uns gewohnt? Oder spürten sie den Regen, der am nächsten Tag vorausgesagt wurde?
Wissen tun wir’s nicht. Schön ist jedenfalls, dass wir um eine Herausforderung reicher geworden sind.